Wechseljahre – Übertritt in den zweiten Frühling
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Veränderungen bringen Unsicherheit mit sich, fordern uns auf verschiedensten Ebenen heraus und zwingen uns dazu, unsere Komfortzone zu verlassen. Doch in unserem Lebenszyklus kommt es von Natur aus immer wieder zu Veränderungen. Zu den einschneidendsten gehören wohl die Pubertät und die (weiblichen) Wechseljahre. Beide Phasen sind geprägt von einer hormonellen Umstellung des Körpers.
Während in der Pubertät die Suche nach der eigenen Identität im Vordergrund steht, bietet die Zeit der Wechseljahre die Chance, der inneren Stimme zu lauschen, sich von Dingen und Menschen zu verabschieden, die nicht mehr in unser Leben passen und gesellschaftlichen Zwängen, Erwartungen und Rollenbildern adieu zu sagen. Wie wohltuend diese Vorstellung doch ist!
Erste Vorboten der Wechseljahre zeigen sich im Körper oft mit subtilen Veränderungen. Bereits im Alter von ungefähr 30 Jahren verringert sich die Zahl der reifenden Eizellen und der Hormonhaushalt verändert sich. Der Progesteronspiegel (YANG) sinkt und es kommt zu einem Östrogenüberschuss (YIN). Diese Phase der Prämenopause kann sich in diffusen körperlichen und psychischen Veränderungen zeigen. Die Zyklusdauer und Blutungsintensität verändern sich eventuell und prämenstruelle Beschwerden wie Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen, Brustspannen, Wassereinlagerungen, … können sich verstärken.
In der Perimenopause, die meist etwa Mitte 40 einsetzt, nimmt sowohl der Östrogen- als auch der Progesteronspiegel weiter ab. Die Menstruationsblutungen werden unregelmässiger und bleiben immer mehr aus. In dieser Phase nehmen die bekannten Wechseljahrbeschwerden zu. Die Liste der möglichen Symptome ist lang: Hitzewallungen, Nachtschweiss, trockene Haut und Schleimhäute, Stimmungsschwankungen, Migräne, Gewichtszunahme, Schlafstörungen, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Haarausfall, Vergesslichkeit, … machen in unterschiedlicher Stärke und Häufigkeit vielen Frauen das Leben schwer. Wie stark Frau unter Wechseljahrbeschwerden leidet, ist sehr individuell. Ein Drittel aller Frauen kommt gut damit zurecht und hat keine oder kaum Probleme. Zwei Drittel leiden mehr oder weniger stark.
Als Menopause wird in der Regel das erste Jahr nach der letzten Menstruationsblutung bezeichnet. Damit sind die Wechseljahrbeschwerden zwar nicht schlagartig vorbei, doch verlieren sie im Laufe der Zeit oft an Intensität. Es kann sein, dass sich in dieser Phase eine gewisse Trauer zeigt über das, was nicht mehr ist. In einigen Bereichen heisst es loszulassen (z.B. bisheriges Frauenbild, Mutterrolle, …). Gleichzeitig bietet der neue Lebensabschnitt die Chance, sich neu zu finden, neu zu orientieren.
Der Übergang in die Postmenopause gestaltet sich fliessend. Es ist die Zeit nach der Menopause, in welcher die Wechseljahrbeschwerden, welche langjährige «Begleiter» waren, oft gänzlich verschwinden.
Wie einfach und angenehm wäre es doch, mit der Einnahme von Hormonen diesen diversen möglichen Unannehmlichkeiten ein Schnippchen zu schlagen. Doch der Schein trügt: Mit der Einnahme von Hormonen (auch bioidentischen) wird dem Körper ein Zustand «vorgegaukelt», der nicht zum biologischen Alter passt. So bringt man Vieles durcheinander. So kann sich beispielsweise das Risiko für Brustkrebs, Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen. Ausserdem werden die Wechseljahre einfach nach hinten verschoben. Jede zweite Frau leidet nach dem Absetzen der Hormone sogar unter verstärkten Wechseljahrbeschwerden. Wir tun also gut daran, dem Hormonhaushalt die nötige Zeit zu geben, die er braucht, damit er sich neu regulieren und ausbalancieren kann. Heilpflanzen, naturheilkundliche und komplementäre Methoden, eine ausgewogene Ernährung und unsere Einstellung können helfen, diese Lebensphase als Übertritt in den zweiten Frühling zu erleben.